Ein unvergessliches Erlebnis in Mexico
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Im Dezember 2007 ging es mit meiner Freundin auf die Halbinsel Yucatán in Mexico. Nicht zum Sonnen und Baden, sondern zum Hardcore Sightseeing. Ich hatte meine Freundin zuvor ausgiebig gewarnt, dass ich mir sehr viel Kultur anschauen mag und sie gab sich damit zufrieden.
So standen wir oftmals bereits um 6 Uhr morgens auf, um ausreichend Zeit für die Besichtigung von Pyramiden zur Verfügung zu haben. Da ich die komplette Reiseroute zusammenstellte, war ich auch diejenige, die immer hinter dem Steuer saß. Bis an jenen Tag, wo mich meine Freundin fragte, ob sie nicht einmal fahren könnte.
Ich bekenne mich dazu, kein besonders guter Beifahrer zu sein. Aber ich wollte natürlich kein Spielverderber sein, also stimmte ich zu. Zu erwähnen wäre vielleicht, dass mexikanische Straßen teilweise ziemlich große Schlaglöcher aufweisen. Wir fahren eine Landstraße entlang, ich spiele Copilot und lese die Karte. Plötzlich macht es einen Rumpler und ich sage meiner Freundin, sie soll auf der Stelle stehen bleiben.
„Warum, was ist los?“
„Wir haben einen Platten.“
„Bist dir sicher?“
„Ja, 100%ig.“
Als ich aussteige, bestätigt sich mein Verdacht, der Reifen ist kaputt. Kurz überlegen und nicht in Panik verfallen, denke ich mir. Daher nehme ich die Karte zur Hand und mache die nächstgelegene Ortschaft ausfindig. Diesmal übernehme ich wieder das Steuer und fahre mit maximal 15 km/h bis zum Eintreffen ins Dorf.
Mit ein paar spanischen Brocken und viel Gestikulieren gelingt es, sich zu verständigen und auf das Problem hinzuweisen. Die unerwartete Action im „pueblo“ macht schnell die Runde und man schickt nach einem Lehrer, welcher der englischen Sprache mächtig ist. Er freut sich über den Austausch mit den europäischen „chicas“ und organisiert innerhalb von Minuten ein paar Männer, die den Reifen flicken.
Während wir warten und uns unterhalten, erlaube ich mir, mich ebenfalls nach Benzin zu erkundigen. Tankstelle war im Dörfchen zwar keine zu sehen, aber fragen kostet ja nichts. Der nette Herr redet keine 5 Sätze mit den anderen und gibt zu verstehen, dass uns geholfen wird.
Die Männer stellen unser Leihauto ein paar Meter weiter in eine Garage und öffnen den Tankdeckel. Einer bringt einen langen Kunststoff-Schlauch in ein sich daneben befindliches Fass, saugt fest mit seinem Mund daran und führt danach den Tubus in die Tanköffnung. Wow! So etwas kenne ich nur aus Filmen oder Erzählungen.
Als der Tank voll ist, verrechnen sie für den Sprit und die Reifenreparatur eine äußerst kleine Summe und wir geben zumindest ein gutes Trinkgeld. Der Lehrer bittet uns noch um den Austausch der Kontakte und würde sich freuen, wenn wir eine Verbindung zu einer österreichischen Schule herstellen könnten.
Seit jenem Moment liebe ich es unglaublich in fremde Länder zu fahren und dort Abenteuer wie jenes zu erleben.
© Sylvia Eugenie Huber 2020-04-21
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