skip to main content

Irgendwo scheint immer die Sonne

  • 76
Irgendwo scheint immer die Sonne | story.one

Als ich durch Regentropfen, welche lautstark an die Fensterscheibe klopften, geweckt wurde, merkte ich, wie mich etwas Trauer ergriff, da ich doch jeden Tag ausgiebig wandern gehen wollte. Laut Wetterbericht sollte es heute als auch morgen regnerisch bleiben und erst ab Montag wieder sonnig werden. Nach einem langen Frühstück und ein paar Erledigungen am Computer war es gerade mal 10 Uhr geworden. Was soll ich den ganzen Tag tun, wenn ich nichts in der Natur machen kann, fragte ich mich frustriert. Daher rief ich bei ein paar Masseuren an, doch diejenigen, die geöffnet hatten, waren bereits alle ausgebucht.

So textete ich eine Freundin aus Deutschland an, mit der ich vereinbart hatte, dass wir mal telefonieren, ob sie vielleicht Zeit zum Zoomen hätte und tatsächlich unterhielten wir uns dann einige Stunden lang. In der Zwischenzeit hatte der Regen nachgelassen, jedoch wäre es wohl zu nass und auch gefährlich für eine Wanderung. Ich beschloss daher wenigstens in eine Stadt, die ich bislang noch nicht gesehen hatte, auf einen Cortado (Espresso mit Milchschaum) zu fahren und suchte auf der Landkarte die Küstenregionen ab.

Der Weg dahin war von dichtem Nebel und erneuten Regen gekennzeichnet und nur knapp zweistelligen Temperaturen auf der Anzeige im Auto. Innerlich dachte ich mir, jetzt bist du extra weit weggeflogen, um in die Sonne und Wärme zu kommen und hast nun Nebel und Kälte fast wie zu Hause. Doch als ich kurz vor Alojera war, schien mir plötzlich die strahlende Sonne mitten ins Gesicht. Mit einem Lächeln wie ein Breitmaulfrosch fuhr ich zur Playa hinunter und gönnte mir im Restaurant mit Meerblick meinen Cortado und ein Postre namens Leche Asada, eine Art Pudding.

Im Anschluss daran ging ich zum Strand und nachdem ich keinen Bikini mithatte, legte ich mich kurzerhand einfach in Unterwäsche auf die angewärmten Steine, zur sichtlichen Freude des Kellners Pedro, der mir regelmäßig zuwinkte. Nachdem unweit von mir ein Paar mit 2 Kindern völlig nackt in die Wellen gesprungen war, fühlte ich mich gar nicht mehr so falsch angezogen. Bis zum wunderschönen Sonnenuntergang genoss ich die Wärme des gelben Feuerballs auf meiner blass österreichischen Haut.

Eines durfte ich heute zumindest lernen. Es gibt immer Tage, an denen es regnet. Doch irgendwo scheint immer die Sonne.

© Sylvia Eugenie Huber 2020-12-27

Reisen

Kommentare

Gehöre zu den Ersten, die die Geschichte kommentieren

Jede*r Autor*in freut sich über Feedback! Registriere dich kostenlos,
um einen Kommentar zu hinterlassen.