Japanischer Garten und La Grande Bouffe
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Wir kommen, nach wie vor bei Regen, in Kildare an und gehen mit Regenschirm bzw. Kapuze bewaffnet zuerst in den Japanischen Garten, welcher im Reiseführer empfohlen wurde und immerhin jährlich 150.000 Besucher anzieht. Es gibt neben den perfekt gestutzten Bäumen eine Vielzahl an Blumen in allen erdenklichen Farben, die mit den angehängten Wassertropfen einen ganz besonderen Charme versprühen. Der Garten, welcher Anfang des 20. Jahrhunderts erschaffen wurde, zählt zu den schönsten seiner Art in Europa und wurde vom japanischen Gartenbaumeister Tassa Eida und seinem Sohn Minoru angelegt. Er verfügt über 20 Stationen, die durch Bäume, Blumen, Felsen und Wasser den Weg des Menschen durch das Leben bei Stationen wie Geburt, Kindheit, Ehe, Elternschaft, Alter und Tod symbolisieren.
Anschließend besuchen wir das angeschlossene Irische Nationalgestüt, wo seit 1900 Vollblutpferde gezüchtet werden. An den Stallungen sind goldene Schilder angebracht, welche die errungenen Plätze bei den Rennen als auch das gewonnene Preisgeld anzeigen. „Lucky Vega“ oder „Phoenix of Spain“ sind nicht nur klingende Namen, sondern solche Pferde bringen Beträge von mehreren 100.000 Euro ein und bei „Invincible Spirit“ geht es sogar in die Millionen.
Danach geht es wieder zurück nach Dublin, zum Ausgangspunkt unserer Reise, wo wir in Nähe des Flughafens ein Hotel gebucht haben, um den zeitigen Rückflug am Folgetag so angenehm wie möglich zu gestalten. Nach dem Check-In haben Brigitte und ich wieder mächtig Hunger und beschließen ein Lokal in der Nähe ausfindig zu machen. Die meisten Angebote der Umgebung beschränken sich auf Fast-Food-Ketten, aber wir finden ein Restaurant mit vielen Autos davor und kehren ein. Dort erleben wir Marco Ferreri‘s großes Fressen, Originaltitel La Grande Bouffe, in der Live-Version! Der Fixpreis für das Essen dürfte für so manchen Anwesenden der Grund für die Anreise hierher sein, denn die Auswahl von Stelze, Fisch, Auflauf und verschiedenen Beilagen wird auf Wunsch auf den Teller getürmt, so dass 3 verschiedene Speisen sich übereinanderstapeln. Für uns ist es unerklärlich, wie man so viel essen kann! Wir nehmen eine Portion Lachs und etwas Gemüse und müssen beim Kartoffelbrei schon Halt schreien, ansonsten hätte man uns auch gleich 3 Schöpfer voll raufgetan.
Um uns den Stress der Auto-Retournierung morgen in den frühen Morgenstunden zu ersparen, entscheiden wir dies heute zu tun. Wir tanken das Auto voll, fahren zum Verleih und fragen, ob sie uns anstatt zum Flughafen zum Hotel bringen können. Doch wir werden unfreundlich abgewiesen, obwohl der Wagen nun einen halben Tag früher von uns zurückgegeben wird. Beide schauen wir ziemlich angefressen und unterhalten sich über diesen miesen Service als plötzlich der Mitarbeiter meint, dass er gegen eine gute Bewertung über sich etwas arrangieren könnte.
Brigitte und ich schauen uns daraufhin fragend an und überlegen, ob wir das wirklich tun sollen.
© Sylvia Eugenie Huber 2022-05-18
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