Kann ich jetzt vielleicht nicht fliegen?
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Drei Wochen hatte ich mir Urlaub am Stück genommen, in der sogenannten toten Jahreszeit. Ursprünglich plante ich nach Amerika in eine Sprachschule zu fliegen, um mein Englisch zu optimieren. Doch Mitte Dezember 2020 war eine Einreise in die Staaten aufgrund von Corona nicht erlaubt und so musste ich den Aufenthalt schweren Herzens stornieren.
Als Alternative beschloss ich zumindest 14 Tage innerhalb von Europa die dringend benötigte Abwechslung und allem voran Wärme zu suchen. Die Auswahl im Monat Dezember ist natürlich stark begrenzt und daher fiel die Entscheidung auf die Kanaren, wo das Wetter meist angenehm ist. La Gomera kannte ich bislang nicht und gilt ja als Wanderparadies, also perfekt, um meinen Bewegungsmangel ordentlich auszugleichen.
Am Flughafen Wien bekam ich am Schalter eine saftige Ohrfeige als das Personal meinen negativen PCR-Test verlangte und mir mitteilte, dass jener bereits 72h alt sei, worauf ich erwiderte, dass 72h laut Bundes-Ministerium möglich wären. Daraufhin erwiderte der Mann, dass aber auch keine Uhrzeit oben stände und er nicht wüsste, ob die 72h dann ausreichten. Verzweifelt sagte ich, dass das Labor nicht garantieren konnte, dass sie bei dem derzeitigen Andrang in 48h ein Ergebnis liefern könnten und ich deswegen schon 3 Tage vor Abflug die Probe nehmen ließ, die mir nebenbei €130 kostete.
Nach einem Telefonat kam Gott sei Dank die Entwarnung und ich konnte eingecheckt werden. Mit der Maschine ging es vorerst für eine Nacht auf Gran Canaria, da der Anschlussflug erst am nächsten Tag stattfand. Dort hatte ich ein Zimmer in Flughafennähe und konnte meine Winterklamotten gegen ein Kurzarm-Shirt tauschen. Am nächsten Tag fuhr ich bald morgens wieder zum Aeroporto und flog mit der Kanaren-Airline Binter zuerst nach Teneriffa Nord und eine Stunde später weiter nach La Gomera.
Mit dem Fiat 500 ging es zuerst einmal in das Apartment in Santiago, danach zum Lebensmittel einkaufen in den Ort, um anschließend auf der Terrasse ein verspätetes Frühstück mit frischen Früchten, Müsli und weichgekochtem Ei in herrlichem Sonnenschein zu genießen. Das naheliegende Alajeró mit seinem früher verehrter Drachenbaum Drago de Agalán war mein erstes Wanderziel, wo ich zwischen Palmen und Kakteen mit reichlich Frischluft versorgt wurde. Unberührte Natur zu erleben und das in kurzärmeliger Kleidung, gibt es etwas Schöneres?
Nach einem Abstecher zur Ermita de San Isidro am Berg von Tagaragunche erkundigte ich die Gegend um Playa Santiago, wo ich den Abend gemütlich mit einem Essen ausklingen ließ. Körperlich gestärkt und nunmehr auch geistig angekommen, konnte ich endlich abschalten, entspannen und meinen Urlaub zu genießen beginnen.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-12-05
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