Keilern oder flehen
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Ich bekam gestern auf Willhaben (eine österreichische Verkaufsplattform) zu, von mir inserierten Wohnzimmer-Möbeln, von einem Unbekannten eine Nachricht, ob ich jemanden zum Ausmalen benötigen würde.
Verwundert schrieb ich zurück, dass ich keinen Bedarf hätte und dachte mir noch, wie unverschämt, dass man nun schon auf jene Weise keilern ginge. (das Wort „Keiler“ wird in Österreich auch für aggressive Verkäufer verwendet)
Doch etwas später kam es mir in den Sinn, dass womöglich sein Geschäft aufgrund der Dauer-Lockdowns nicht so gut wie sonst liefe und man in der Verzweiflung einfach nach anderen Akquise-Möglichkeiten suche. Der Herr musste sich womöglich auch stark überwinden, um fremde Menschen auf einer Verkaufsplattform anzuschreiben.
Ich frage mich, wie schwer es die Menschen bereits getroffen hat. Und was wird womöglich noch alles kommen, bei steten Einschränkungen zur Ausübung der Arbeit? Wie furchtbar muss es auch sein, wenn man tatsächlich Wildfremde nach Aufträgen anfleht.
Keine Ahnung, ob es ein Keilern oder wirklich ein Flehen war, es hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.
Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay
© Sylvia Eugenie Huber 2021-01-13
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