Keine Selma, keine Skulpturen und kein Museum
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In Seljord angekommen, starte ich bei der Seljordkirche, die aus dem Jahre 1180 stammt und nicht, wie in Norwegen üblich, aus Holz besteht, sondern aus Stein und im frühromanischen Stil erbaut wurde. Zur Innenausstattung gehört das älteste Altarbild Norwegens nach der Reformation, welches vermutlich 1588 in Deutschland gemalt wurde. Das Taufbecken stammt wie die Fresken aus dem 17. Jahrhundert und auf der Kanzel ist die Jahreszahl 1832 zu lesen.
Im Anschluss an die Besichtigung frage ich einen Herrn, wo ich den Skulpturenpark finde, doch leider ist er nicht besonders fit in Englisch. Ein älterer Herr, der kurz nachher vorbeikommt, meint, dass die Skulpturen um den ganzen See herum verteilt sind und dies nicht zu Fuß zu bewältigen wäre. Er erzählt mir einige Legenden der Stadt und von dem Seemonster, welches er persönlich zwar nie zu Gesicht bekommen hat, aber Bekannte von ihm hätten Ungewöhnliches wahrgenommen.
Er reist wie ich sehr gerne, wie sich im weiteren Gespräch herausstellt und mag Sightseeing und Wandern, seine Frau hingegen ist eine Strandurlauberin. Ich muss lachen, da ich ebenfalls aktiv im Urlaub bin und schon Partner hatte, die nur herumliegen wollten, was für mich überhaupt nicht passte. Zurzeit genieße ich als Alleinreisende das Nicht-Rücksichtnehmen-Müssen, was ihm wiederum zum Lachen bringt. Als ich den See erreiche, gehe ich auf einen kleinen Aussichtsturm empor, doch kann ich weder Ungeheuer „Selma“ noch irgendwelche Skulpturen entdecken.
Daher beschließe ich meine Weiterreise nach Kongsberg vorzunehmen, wo sich ein interessantes Museum befindet, in dem unter anderem Rosenmalereien ausgestellt sind. Beim „Lågdalsmuseet“ stehe ich jedoch vor verschlossenen Türen, denn das Museum schließt bereits um 16Uhr. Okay, dann muss ich meine Pläne für morgen abändern und es um 10Uhr erneut versuchen. Jetzt checke ich aber mal ins Hotel ein und mache danach Sightseeing.
In Königsberg, wie die Stadt zu Deutsch heißt, findet seit ein paar Tagen das jährliche internationale Jazz-Festival statt, weshalb viele Touristen anwesend sind. Ich spaziere zuerst zum Fluss „Numedalslågen“, der mit 352km zu den längsten Flüssen des Landes zählt und viele wilde Stromschnellen aufweist. Entlang der Straße und Brücke „Storgata“ gelangt man zur Kirche, wo gerade Aufbauarbeiten für den Abend stattfinden, daher geht es zurück Richtung „Sentrum“, in dem es toll geschmückte Auslagen gibt und ganz viele, bunte Blumenarrangements.
Nachdem sich der Hunger schon bemerkbar macht, kehre ich in ein Steakrestaurant, wo ich ein vorzügliches Medium Rare Tenderloin Steak mit Röstgemüse und Wedges serviert bekomme. Gut gestärkt kehre ich ins Hotel zurück und da es noch nicht so spät ist, suche ich im Internet nach einer Massage. Das eine Studio hat keinen Termin frei und beim anderen spricht die Dame leider kein Englisch. Gut, dann gibt es heute keine Selma, keine Skulpturen, kein Museum und auch keine Massage – auch recht.
© Sylvia Eugenie Huber 2022-07-09
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