Lignano – voll Arsch
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Also gleich vorweg – voll Arsch bezieht sich auf unsere damaligen ultrakurzen Miniröcke, bei denen unsere Hinterteile beim nur kleinsten Bücken für jedermann sichtbar waren. Aber was soll ich sagen, mit jungen 21 Jahren zog man sich einstmals eben so an und zumindest war damals noch alles ganz knackig. Heute sehe ich diesen Kleidungsfauxpas natürlich etwas differenzierter und sage nicht selten beim Anblick solcher alten Fotos, dass ich früher oft wie eine Bordsteinschwalbe angezogen war. Doch so bestand zumindest diesbezüglich ein deutliches Verbesserungspotential.
Am 04.06.1999 um etwa 4:30 Uhr kamen wir, die Steyrer, in Italien oder besser gesagt in Lignano an und warteten noch auf die Kirchdorfer, bevor wir gemeinsam am Campingplatz unsere Stellplätze und Mobilheime aufsuchten. In der Wechselstube durfte ich für ATS 2.000,00 dann italienische Lire in der sagenhaften Höhe von 281.425,00 entgegennehmen. Ich kann mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, wie ich dazumal diese Menge an Geldscheinen im Geldbörserl verstaut habe.
Durch die mehrstündige Nachtfahrt waren wir alle natürlich müde, mussten uns aber noch bis um 7:30 Uhr gedulden, bis das erste Kaffeehaus öffnete und wir den herrlichen italienischen Espresso oder Cappuccino genießen durften. Doch wer nach Lignano fährt, plant natürlich auf dessen Sandstrand ein, an dem wir unser Schlafdefizit nachholen konnten, wobei in diesem Alter ja der Körper noch sehr widerstandsfähig war. So verzieh er uns auch den täglichen abendlichen Alkoholkonsum, der früher im Urlaub ja obligatorisch war.
Neben Schwimmen im Meer und Sonnenbaden, besuchten wir ebenso das Aqua Splash, einen weitläufigen Wasserpark mit vielen Rutschen und Pools, wo wir zusammen eine Riesenhetz hatten. Am Abend gab es jede Menge Pasta und anschließend wurde ausgiebig durch vorwiegend Kleidungsläden gebummelt, um den neuesten Fetzen zu kaufen. Am Strand wurden wir trotz gut gebräunter Haut schnell als Nicht-Italienerinnen identifiziert, was uns mit einer Männergruppe aus Bayern in Kontakt brachte. Am späteren Nachmittag schlemmten wir riesige Eisbecher mit Schlagobers und Waffeln, ohne je an Kalorien oder die Anzeige auf der Waage gedacht zu haben.
Doch auch das schönste Wochenende nimmt irgendwann ein Ende und es hieß wieder retour nach Österreich zu fahren. Laut den ins Fotoalbum geklebten Mautbelegen fuhren wir am 06.06.1999 um 19:44 Uhr für 110,00 österreichische Schilling durch den Gleinalm-Tunnel und um 20:17 Uhr passierten wir für 70,00 Alpendollar den Bosruck-Tunnel.
Wenn ich an die Zeit vor fast 25 Jahren zurückdenke, gibt es manche Erinnerungen, die heute nur ein Kopfschütteln bei mir auslösen. Aber die gelebte Spontanität, das „Nicht-lange-an-Morgen-denken“ oder das „Für-jeden-Spaß-zu-haben“ zu sein, sind sicherlich Attribute der einstigen Unbeschwertheit der wilden 20-er, auf die man auch mit viel Freude und einem Augenzwinkern zurückblicken darf.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-02-15
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