Marbella im Februar – nicht bella
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Als wir hörten, dass unser „Annual International Sales Meeting“ in Marbella standfinden würde, waren wir alle super happy darüber. Doch als wir dort ankamen, änderte sich unsere Stimmung ziemlich schnell. Aber alles der Reihe nach.
Wie in jedem internationalen Unternehmen üblich, gibt es einmal im Jahr ein gemeinsames Meeting, wo unter anderem neue Produkte vorgestellt, die Umsatzzahlen des Vorjahres als auch der Forecast für das Folgejahr präsentiert werden. Nachdem die damalige Verkaufsregion ganz Europa umfasste, wurde das Treffen jedes Jahr in einem anderen europäischen Land ausgetragen. Im Februar 2007 flogen wir alle ins spanische Marbella. Dies war leider das letzte Mal ein Meeting für ganz Europa, da die einstmals kleine Firma rasch wuchs und sich dadurch die Verkaufs-Gebiete verkleinern mussten.
Die andalusische Stadt der Costa del Sol liegt idyllisch am Mittelmeer mit dem Gebirge Sierra Blanca im Hintergrund, welches aus weißen Marmorgestein besteht und daher namensgebend ist. Der höchste Gipfel erreicht etwas über 1.200 Meter und der bekannte Pico de la Concha ist vom berühmten Yachthafen Puerto Banús zu sehen. Marbella ist für seine Exklusivität bekannt, egal ob Villen, Golfplätze, Nobelboutiquen oder eben Luxusyachten.
In Mitteleuropa sind im Februar meist noch Kälte und wenig Sonnenschein an der Tagesordnung und daher war die Freude auf Spanien groß. Doch als wir ankamen wurden wir bitter enttäuscht, denn auch hier hatte es nur 10 °C und zusätzlich war es bewölkt. Nichts mit Sol an der Costa del Sol.
Aber es war ja auch ein Meeting und somit ist man sowieso viel im Hotel beziehungsweise in den Seminarräumen. Doch da war das nächste Problemchen, denn in Spanien wird normalerweise nicht geheizt und bei den niedrigen Außentemperaturen war es auch dementsprechend kühl in den Räumlichkeiten. Dies führte dazu, dass mir, ewig frierender und dadurch grantig werdender Mensch, einiger Blödsinn einfiel, wie eine Wort-Neukreation, wo ich einen häufigen Instrumentenwechsel als Trokar-Gang-Bang bezeichnete. Mein deutscher Kollege konnte sich kaum noch halten vor Lachen und fragte, welche Drogen wir in Österreich einnehmen würden. Aber Lachen wirkt ja bekanntlich auch erwärmend.
Für den Gala-Abend legte sich die Firma dafür mächtig ins Zeug, hieß das Motto aufgrund des erst kürzlich davor erschienenen neuen Bond-Streifens auch „Casino Royal“. So wurde der komplette Speisesaal in ein Casino umgewandelt, wo wir auch an den Roulette-Tischen spielen konnten. Es gab diverse Showauftritte, alle an James Bond angelehnt und auch eine Bauchtänzerin.
Nach ein paar Tagen endete das letzte große gemeinsame Jahresmeeting und es ging wieder nach Hause. Das Treffen der unterschiedlichsten Nationalitäten war immer ein Spaß und trotz der Größe kannten wir uns fast alle persönlich. Marbella würde ich gerne einmal privat wiedersehen, jedoch eher zwischen Mai und September, dann ist es sicherlich auch bella.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-03-10
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