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Mein erster Autostopper

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Mein erster Autostopper | story.one

Ich war nach einer mehrstündigen sehr stürmischen Wanderung, welche ich vom Mirador de la Orilla in Hermigua startete und anschließendem Sightseeing in der Stadt San Sebastián bereits auf dem Rückweg zu meinem Apartment, als ich am Straßenrand einen Autostopper entdeckte. Irgendein Impuls in mir ließ mich anhalten und den fremden Mann einsteigen.

„Wo musst du hin?“

„Nach Playa Santiago.“

„Da hast du Glück, dort fahre ich jetzt hin.“

Er hatte lange Rastazöpfe, eine bunte gestrickte Reggae-Haube am Kopf und seine Kleidung sah wie die eines Hippies aus. Ich fragte ihn, ob er vorgehabt hätte zu Fuß nach Playa Santiago zu gehen und er meinte, wenn ihn niemand mitgenommen hätte, dann ja. Dies war von der Stelle, wo ich ihn aufnahm, gut 15 Kilometer weit entfernt.

Er erzählte mir, dass er am Strand in einer Höhle lebt, wo es selbst im Winter warm ist, da die Steine die Wärme gut speichern und er zum Baden ins Meer gehen kann. Freunde, die er hier kennengelernt hat und wie er ebenfalls ausgestiegen sind, leben teilweise ebenfalls in jenen Höhlen und treffen einander, um gemeinsam zu musizieren oder zu essen.

Er war früher einst Erzieher, später einmal in einer Spedition tätig und machte noch vieles Anderes in seinem Leben. Doch mit 36, also vor vier Jahren, entschied er das Leben in Deutschland komplett zurückzulassen und war seitdem immer längerfristig weg, beispielsweise in Peru oder in Bali. Nun bleibt er einmal bis mindestens März oder April auf La Gomera und dann sieht er, wo es ihn danach hinschlägt.

Hörte sich sehr spannend und nach Freiheit pur an, auch wenn ich mir diesen Lebensstil für mich nicht vorstellen könnte. Als ich ihn absetzte, bedankte er sich freundlich und wünschte mir noch frohe Weihnachten.

Ich bin dankbar, meinen ersten Autostopper mitgenommen zu haben und speziell für seine Geschichte, an der ich kurz teilhaben durfte. Auf Instagram habe ich bei einer Bekannten gelesen, dass nicht jeder zu Weihnachten Glück hat und man sollte daher jeden zumindest ein Lächeln schenken oder irgendetwas Anderes tun, um so für jemanden Santa zu sein.

Es heißt, dass Weihnachten unter anderem das Fest des Gebens ist und dieses Jahr durfte ich eine Kleinigkeit geben und kurz für jemanden Santa spielen. Danke für dieses wunderbare Geschenk!

© Sylvia Eugenie Huber 2020-12-25

Reisen

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