Ostern in Opatija
- 105

Von meiner Mutter dürfte ich die Reiselust, das Fernweh und den erhöhten Bedarf an Sonne und Wärme geerbt haben, denn sie war der Hauptinitiator in den Osterferien für 1 Woche Richtung Meer zu fahren.
Im März 85 war es wieder einmal so weit und als die 5 Mitglieder des Huber-Clans samt Gepäck und Imbissen in den Madza verstaut waren, ging es in der Früh Richtung Jugoslawien, wie es damals noch hieß. Nach knapp 2 Stunden wurde am Erzberg, wo noch reichlich Schnee lag und langärmelige Kleidung verriet, dass es kalt war, der erste Zwischenstopp eingelegt. Weitere 1 ½ Stunden später gelangten wir zur Staatsgrenze in Spielfeld, wo gecheckt wurde, ob die Familie einreisen dürfte.
Sowie wir slowenischen Boden unter den Rädern hatten, wurde auch schon Ausschau nach einem Restaurant gehalten, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Irgendwo Nähe Maribor wurden wir dann meistens fündig. Nach dem großen Fressen ging es nach Ljubljana, wo unter Umständen nochmals ein Stopp stattfand und anschließend nach bis zu 10 Stunden unterwegs sein, war die Adria-Küstenstadt Opatija erreicht.
Opatija oder auf Italienisch Abbazia liegt auf der Halbinsel Istrien im nordwestlichen Kroatien und war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Seebad als auch Winterkurort der Donaumonarchie, woran auch die viele prächtigen Villen erinnern. Die Franz-Joseph-Promenade oder auch Lungomare genannt, welche 1911 fertiggestellt wurde, ist eine 12 Kilometer lange Uferpromenade, welche von Volosko über Opatija nach Lovran führt und nach Kaiser Franz Joseph I benannt ist. Dort entlang machten wir unzählige Spaziergänge und erfreuten uns auch des ersten Eisbechers des Jahres.
Einmal fuhren mein Vater, mein Bruder und ich mit einem Ruderboot aufs Meer hinaus, wo wir beide einen Teil der Strecke selbst rudern durften. Es war derart anstrengend, dass wir in jener Nacht freiwillig bald einschliefen.
Unvergessen auch die Verwarnung, welche uns ins Zimmer gelegt wurde, da wir mit den Brotresten des Frühstücks die Tauben am Balkon fütterten, die nicht nur in Scharen angeflogen kamen, sondern auch ihren Kot auf die Hotelgäste in den Zimmern darunter fallen ließen. „Shit happens“ war keine passende Antwort darauf, wodurch uns dies zukünftig untersagt wurde.
Als Kind war ich eher eine schlechte Esserin, was ich mir auch stetig von meinen Eltern anhören konnte. Es lag nicht daran, dass es mir nicht schmeckte, ganz im Gegenteil, ich war einfach rasch satt. So wurde ich teilweise auch von anderen Hotelgästen angesprochen, ob ich das Mädchen sei, dass so wenig isst. Das war vielleicht nervig!
Schön in Erinnerung ist mir die Tombola des Hotels, wo ich einen Friseurgutschein gewonnen hatte. Ursprünglich hätte es keinen Termin mehr im Salon gegeben, aber ich wurde dann doch noch eingeschoben.
Opatija war ein fixer Bestandteil der Osterferien, bis zum Zeitpunkt, wo ein Onkel mit seiner Familie Ostern mit uns gemeinsam verbringen wollte und wir eine andere Destination aufsuchten.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-02-18
Kommentare
Jede*r Autor*in freut sich über Feedback! Registriere dich kostenlos,
um einen Kommentar zu hinterlassen.