Panik auf der Fortaleza
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Die Fortaleza (= spanisch für Festung), welche sich südlich des Garajonay-Nationalparks befindet, wird auch als Tafelberg bezeichnet und sollte am Dienstag von mir erklommen werden. Es handelt sich um eine kurze Wanderstrecke mit steilem Aufstieg in der letzten Etappe auf insgesamt 1.243 Meter.
Nachdem der Vortag etwas intensiver ausgefallen war, schien mir das ein guter Ausgleich hierzu zu sein. Ich ging gemütlich, wie im Wanderreiseführer vorgeschlagen, vom Kirchenplatz in Chipude weg und erreichte nach 1 Stunde den Berg mit dessen gestuften Felsensteig.
Während der Anfang der Wanderung eher unspektakulär war, hatten es die letzten Meter hinauf dafür umso mehr in sich, war es sowohl sehr eng und ging es zusätzlich richtig steil bergab. Ich bemerkte hier schon ein gewißes Unwohlsein, doch wollte ich kurz vor Schluss keinesfalls aufgeben.
Als ich endlich das Plateau erreichte und ein paar Fotos von der atemberaubenden Aussicht machen wollte, bemerkte ich, wie meine Oberschenkel stark zu zittern begannen und meine Knie weich wie Butter wurden. Komplett verängstigt setzte ich mich hin und begann zu weinen.
Ich habe normalerweise keine extreme Höhenangst, aber hier empfand ich den knappen Aufstieg und den Sattel als bedrohlich. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und versuchte mich wieder zu beruhigen als auch sage ich mir: „Du musst nun stark sein, denn du musst hier wieder hinunter. Es ist keiner da, der dir jetzt helfen kann, also hilf dir selbst.“
Auf allen vieren krabbelte ich zum Abstieg und begann langsam einen Fuß vor dem anderen zu setzten und hielt mich so weit wie möglich von dem Abgrund fern. Nach wenigen Metern wurden die Stufen Gott sei Dank wieder breiter und gaben mir ein Gefühl von Sicherheit zurück.
Unten angekommen setzte ich mich für eine Weile am Boden und nahm noch ein paar Mal einen kräftigen Schluck Wasser, bevor ich allmählich wieder Richtung Auto marschierte.
‚Hilf dir selbst, so hilft dir Gott‘ besagt ein Sprichwort und ja, irgendwer hat mir dort oben geholfen, wieder heil hinunterzukommen. Ich möchte hierfür „Danke“ sagen.
© Sylvia Eugenie Huber 2020-12-31
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