Paris n'est pas mon amour
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In der HBLA, der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe oder auch Knödel-Akademie genannt, hatte ich neben Englisch auch Französisch als Unterrichtsfach. Die Melodie der Sprache fand ich immer schön und in den ersten 2 Jahren Oberstufe war ich auch ganz gut darin.
Damals war ich ein großer Schwarzenegger-Fan und als 1992 Terminator 2 im Kino lief, musste ich natürlich ebenfalls Bikerboots und Lederjacke tragen. Die Dauerwelle wurde Gott sei Dank 1 Jahr später out und ich schaute nicht mehr aus, als hätte ich in die Steckdose gegriffen.
Die Tante meiner Freundin teilte sich damals mit ihrer Freundin in Paris eine Wohnung mit Blick auf den Tour Montparnasse und wir durften in den Semesterferien auf Besuch kommen und die französische Metropole erkunden. Zu diesem Zeitpunkt lernte ich gute 3 ½ Jahre jene Fremdsprache, obwohl, wenn man ehrlich ist, man eine Sprache nicht in der Schule lernt, sondern eher bei einem Auslandsaufenthalt.
Hoch motiviert ging ich zu einer Wechselstube und wollte die Schillinge gegen Francs tauschen, doch die Dame konterte irgendetwas abfällig – sie wollte mich halt nicht verstehen. Mein Akzent dürfte mich verraten haben und mir wurde das Vorurteil bestätigt, dass Franzosen einfach Schneckenfresser sind. Aber gut, trotzdem das Beste aus dem Aufenthalt machen.
Unsere Sightseeingtour führte uns zuerst zum Champ de Mars, wo sich der 324 Meter hohe stählerne Eiffelturm nahe dem Seine-Ufer befindet, der von 1887 bis 1889 zum 100-jährigen Gedenken der Französischen Revolution erbaut wurde. Danach besuchten wir die 70 Meter breite und 1,9 Kilometer lange Straße Champs-Élysées, welche am Arc de Triomphe beginnt und am größten Platz in Paris, dem Place de la Concorde, wo der markante und 23 Meter hohe Obelisk von Luxor steht, endet.
Am nächsten Tag folgte das Centre Pompidou auf dessen Igor-Strawinski-Platz sich unter anderem die Kirche Église Saint-Merry und der Strawinsky Brunnen mit seinen bunten Plastiken befindet. Nicht weit davon befindet sich eine weitere Kirche namens Église Saint-Eustache und das Einkaufszentrum Forum des Halles, wo wir zum Schaufensterbummeln reingingen. Als ich eine Bluse probierte, war die Verkäuferin noch sehr freundlich, als ich aber entschied mich noch etwas umzusehen, wechselte ihr Ton schlagartig und ich bin froh, dass ich nicht verstand, was diese Person vor sich herschimpfte. Meine Freundin und ich waren empört über diese Unfreundlichkeit.
Am Folgetag bewunderten wir die weiße Basilika Sacre Coeur, die am Hügel von Montmartre liegt und 1873 zum Gedenken der Opfer des Französisch-Preußischen Krieges gebaut wurde. Als ich mir an einem Obst-Stand einen Apfel kaufte und ihn aß, ohne ihn vorher abzuwaschen, musste ich schmerzlich feststellen, dass die in Frankreich zugelassenen Insektizide auch Menschen vergiften.
Paris n'est pas mon amour – Paris ist nicht meine Liebe. Aber vielleicht bekommt es irgendwann noch einmal eine Chance.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-02-16
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