Rückkehrmelancholie
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Heute ist der letzte Abend in meinem Urlaub. Morgen ist der Rückflug. Ich muss bald am Morgen wegfahren. Der Hotelmanager meinte, dass ich bis zu 5 Stunden bräuchte.
Der Flughafen ist im Norden und ich bin im Süden. Der Süden ist schön. Grün ist es hier.
Gestern besuchte ich die Karstquelle „Syri i Kaltër“ was zu Deutsch blaues Auge bedeutet.
Heute ging es noch ins völlig un-touristische Delvina. Hinauf zur Burg. In kurzen Shorts. Das Gestrüpp war hoch und alles von Stacheldraht umzäunt. Mein rechtes Knie ging etwas auf Tuchfühlung damit. Jetzt habe ich eine kleine blutige Erinnerung. Hoffentlich noch lange.
Zu Mittag gönnte ich mir in einem feinen Restaurant am Butrintsee, das ist eine Salzwasser-Lagune, einen Meeresfrüchte-Teller. Es war unglaublich schön dort. Und das Personal sehr freundlich.
Am Nachmittag genoss ich noch die Sonne auf meinem Balkon. Ich liebe es, wenn die Strahlen meine Haut wärmen und bräunen.
Mein Abendessen nahm ich im gleichen Restaurant wie all die anderen Tage ein. Zog mir meine albanische Bluse hierfür an. Ich wurde immer gut bedient. Das Essen jedes Mal sensationell. Beim Verabschieden merkte ich bereits die Melancholie über mich hereinfallen.
Ich bin außen hart wie Stein, aber innen ganz weich. Die kurze Auszeit in diesem wunderbaren Land war unbeschreiblich schön. Der Gedanke an die Rückkehr macht mich unglaublich traurig. Ich kehr heim in die Ungewissheit. Jene Ungewissheit, die schon zuvor dort lauerte. Eine Wohnung, in der ich nicht zu Hause bin, aber ich bis jetzt noch nicht fündig wurde. Von Rückführungen über Aufstellungen und monatlich 1.000km Autofahrt für Immobilienbesichtigungen. Das seit Monaten. Mein Heim will sich nicht zeigen.
Und auch beruflich weiß ich, dass ich eigentlich woanders hingehöre. Aber auch hier zeigt sich nicht, wofür ich berufen bin.
Von Partnern rede ich gleich gar nicht. Aber das stört mich auch am wenigsten.
Nur dieses nicht wissen, wohin ich gehöre, sowohl örtlich als auch Job mäßig, das zehrt an mir.
Ja, die Rückkehrmelancholie dehnt sich in meinem Körper aus und verlässt ihn über meine Augen. Das Wasser unter der Dusche wird meine Tränen hinwegspülen.
Albanien, ich vermisse Dich jetzt schon! Danke für Deine kurze, aber intensive Liebe….
© Sylvia Eugenie Huber 2021-05-19
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