Wanderung zu zweit
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„Ich plane für morgen, sofern das Wetter halbwegs stabil ist, die Wanderung von El Magro zu El Cabrito. Falls du Lust hast mitzukommen, lass es mich wissen. Liebe Grüße und schönen Abend, Sylvia“, schrieb ich den Lehrer, den ich in Taguluche am Nachmittag zuvor kennenlernte und mit dem ich die Nummer tauschte.
Er rief mich etwas später an und sagte, dass er gerne mitkäme, und wir einigten uns zwischen mir, der Frühaufsteherin und ihm, Modell Langschläfer, auf 10.30 Uhr beim vereinbarten Treffpunkt. Pünktlich starteten wir und schritten gemütlich voran, da seine Knie nicht zu sehr beansprucht werden sollten. Die landschaftliche Vielfalt aus kargen Bergen, Palmen und vielen Grünpflanzen ließ sich zu zweit definitiv viel besser genießen. Aufgrund des moderaten Voranschreitens blieb auch ausreichend Zeit, sich privat auszutauschen.
Nach 2 Stunden lud der Skywalk, ein unglaubliches Felsplateau, zu einer kleinen Stärkung ein. Von hier aus konnte man bereits El Cabrito erblicken, welches wir für ein bisschen sonnen am Meer später nutzen wollten. Die Wanderung verlief jedoch nicht ganz so glatt, da im Tal angekommen, Unmengen von teilweise riesig großen Steinen den kompletten Weg kennzeichneten, die nur mühsam zu begehen waren. Um 15 Uhr erreichten wir aber endlich das Meer und beschlossen, die Möglichkeit mit dem Boot zurückzufahren, in Betracht zu ziehen. An der Rezeption wurden wir zwar freundlich, dennoch direkt abgewiesen, dass jene Fahrten lediglich den Hotelgästen vorbehalten wären, auch wenn im Wanderführer etwas anderes geschrieben stand.
Okay, das hieße für uns noch ein weiteres, ziemlich großzügiges Stück an Fußmarsch. Trotzdem gönnten wir uns zumindest 40 Minuten der Entspannung an der Playa, bevor wir den Rückweg antraten. Wir beschlossen bis nach San Sebastian zu wandern und uns dann mit einem Taxi zu unseren Wägen bringen zu lassen. Diese Route wäre zumindest nicht so steil, wie jene, von der wir losgingen. Die Strecke zog sich unglaublich lange dahin und wir beide merkten die zurückgelegten Kilometer schon deutlich. Als wir bei Sonnenuntergang die Stadt erreichten, fanden wir Gott sei Dank gleich ein Taxi, von welchem wir uns zu unseren Leihautos bringen ließen.
Mein Loch im Bauch war ebenfalls gewaltig, lag mein letztes Essen immerhin 7 Stunden zurück und hatten wir doch unglaubliche 15 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Nach einer ausgiebigen Zufuhr an Kraftstoff erschreckten wir über die fortgeschrittene Zeit, war es schon 21 Uhr geworden.
Ein afrikanisches Sprichwort besagt: ‚Wenn du schnell gehen willst, dann gehe allein. Wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen‘. Dem kann ich zu hundert Prozent zustimmen.
© Sylvia Eugenie Huber 2020-12-29
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