Was für ein Tag
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Dienstag, 26.10.21
Am Vormittag bekomme ich einen Anruf von Valentina, der Vermieterin der Ferienwohnung, welche wir für die nächsten zwei Tage gebucht haben. Das Unwetter auf Sizilien wird immer stärker und es gibt speziell im Osten der Insel zunehmende Überschwemmungen. Sie schickt mir via WhatsApp ein Video, das zeigt, wie ein Auto von den Wassermassen erfasst wird und glaubt, dass es keine gute Idee ist, nach Catania zu kommen. Wir beschließen daher vorerst einmal, sofern der Flug überhaupt stattfindet, das Apartment auf die letzten zwei Tage des Urlaubs zu verschieben.
Den Koffer packen wir trotz alledem, bislang gibt es keine gegenteilige Meldung, dass der Flug gar nicht stattfände. Wir reisen jedoch bewusst schon sehr bald an, um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein. Der Hund befindet sich erneut in seiner Hundetasche und nimmt diesmal alles um sich herum sehr gelassen. Mit knapp 2 Stunden Verspätung kommen wir dann tatsächlich am Flughafen in Catania an und gehen sofort zum Car Rental, wo bereits die nächste Herausforderung auf uns wartet. Obwohl ich die Bezahlung des Wagens mit meiner Kreditkarte vorgenommen haben, benötigt man für die zu hinterlegende Kaution plötzlich zusätzlich eine PIN, welchen ich aber nicht besitze. Die Diskussionen, ob man stattdessen nicht die EC-Karte oder Cash heranziehen könnte, bringen leider keinen Erfolg und so müssen wir zu einem benachbarten Anbieter, der zwar keine zusätzliche PIN, aber dafür den doppelten Preis verlangt. Nachdem es schon 22.30Uhr ist, wir müde sind und noch nicht einmal ein Zimmer haben, akzeptieren wir somit alles.
Das etwa eine Stunde entfernte Syrakus ist unser Ausweichplan, denn hier sollen die Wetterbedingungen derzeit deutlich besser sein. Die Fahrt vom Flughafen weg ist nicht ohne, da viele der Straßen völlig unter Wasser stehen und wir umkehren und nach einer Alternative suchen müssen. Gott sei Dank schaffen wir es auf die Autobahn, von wo die Fahrt aus unbedenklich ist. Während der Anreise sucht mein Freund am Laptop ein Hotel, welches nach Mitternacht auch noch offen hat. Bei der Auswahl sind wir nicht sonderlich kritisch, geht es vorrangig darum, in einem Bett im Trockenen zu schlafen.
Das Loch im Bauch ist ebenfalls groß, doch ein geöffnetes Restaurant ist bei Ankunft leider nicht mehr zu finden. Das bedeutet eben heute Nacht hungrig zu Bett zu gehen.
Als wir das Gepäck aus dem Auto laden, fährt zur Krönung des Tages ein Auto mit viel zu hoher Geschwindigkeit nicht nur durch die engen Gassen, sondern auch durch eine tiefe Regenpfütze, wodurch mein Freund von oben bis unten nass gespritzt wird. Er flucht daraufhin wie ein Kapskutscher, was den Umstand nicht wirklich ändert und ich kann mir daher nach all den heutigen Ereignissen einfach das Lachen nicht verkneifen, was mir wiederum tötende Blicke einbringt.
Schlussendlich befinden wir uns im Zimmer und ich denke mir nur: „Was für ein Tag!“
© Sylvia Eugenie Huber 2021-10-30
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