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Wieder mal im Waldviertel

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Wieder mal im Waldviertel | story.one

Letzte Woche, nach einem Termin bei einem spirituellen Menschen, entschloss ich über das Wochenende in ein Kloster im Waldviertel zu fahren. Die antiken Mauern sollten mich unterstützen zur Ruhe zu kommen und keinerlei Ablenkung ausgesetzt zu sein. Da ich am Freitag zuvor beruflich in Zwettl zu tun hatte, nutzte ich ebenso die Gelegenheit eine Storianerin anzuschreiben, deren pointierten Geschichten ich seit Längerem gerne lese. So vereinbarten wir ein gemeinsames Mittagsessen im Zentrum der Stadt.

Nach dem Einparken ging ich in Richtung Restaurant und wollte gerade mein Handy rausholen, als mir Anna bereits zuwinkte. Unser leicht schattiger Platz im Freien lud zu ausführlichen Gesprächen über Wetter, Astrologie und Weltgeschehen, wobei ich feststellen musste, dass wir vielen gleichen Kanälen folgten. Es ist immer wieder schön, wenn man mit Menschen ähnliche Anschauungen teilt und darüber diskutieren kann. Nachdem ich aber noch über 1 Stunde Fahrtzeit nach Geras vor mir hatte, mussten wir uns nach einer Kugel Eis, welche wir beim farbprächtigen Hundertwasserbrunner genossen, verabschieden und ich meine Weiterreise antreten. Doch ich bin mir ganz sicher, dass bei meinem nächsten Termin im Waldviertel mehr Zeit zum Plaudern bleibt.

Im Stift Geras angekommen bezog ich mein Zimmer im Jakob Kern Gästehaus, welches mich mit seiner hohen Raumhöhe und den darin befindlichen Parkettboden begeisterte. Anschließend besuchte ich die Kirche mit ihren kunstvollen Deckenfresken und reichlich Marmor, wo auch die Gebeine des selig gesprochenen Kerns ruhen. Gleich nebenan befindet sich der klösterliche Heilkräutergarten, in dem ich den Duft der Kräuter genoss. Eine Runde am Teich vorbei, wo sich massenhaft Enten tummelten und die Einkehr zu einem leichten Abendessen im Schüttkasten beendeten den Abend mit dem Lesen der Geschichte von Jakob Kern.

Am nächsten Morgen lauschte ich um 8Uhr morgens mit zwei anderen Besuchern dem Chorgesang und nach dem Frühstück besann ich mich auf den Grund meiner Anreise. Das umgeschlagene Wetter bot das ideale Ambiente hierfür und ein Bild im Gang wies ebenfalls darauf hin - „forgive and forget“. Denn um zu verzeihen, war ich in jene alten Gemäuer gereist. Mehrere Stunden tippte ich daher auf der Tastatur meines Laptops und schrieb alles nieder, was ich loszulassen beschloss.

Mahatma Gandhi sagte einst: „The weak can never forgive. Forgiveness is the attribute of the strong.“ (Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.)

So möge auch ich nun ein kleines Stückchen stärker geworden sein!

© Sylvia Eugenie Huber 2022-08-08

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