Zaubertrüffel Zeremonie, die erste
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Es dauert gefühlt sehr lange bis die Pilze ihre Wirkung zeigen. Ich reise durchs Weltall, in andere Galaxien, reise in alte und zukünftige Zeiten.
Das Verstecken beginnt. Sie wollen mir Schlechtes anhaben und ich ziehe die Decke über den Kopf. „Wir müssen uns verstecken, sonst töten sie uns“, sage ich den anderen. Immer der gleiche Satz in verschiedenen Epochen, egal ob der zweite Weltkrieg oder irgendein anderer Krieg, stetig sich klein machen, nicht reden und ruhig verhalten. Teilweise merke ich, wie Menschen oder Außerirdische versuchen, mich zu berühren und ich schreie „Geht weg!“. Unter der Decke können sie mir nichts anhaben, das weiß ich. Daher wollen sie es mit Angst probieren, um mich aus dem Versteck zu locken.
Ich will mich nicht mehr verstecken, möchte mich nicht mehr einschüchtern lassen – zu lange hat das ewige Versteckspiel gedauert. Doch was tun?
Es hilft nur die Liebe. Du musst sie alle lieben, auch diejenigen, die dir wehtun oder dich ängstigen. Liebe sie alle. Bedingungslose Liebe, wie sie ganz ursprünglich auch in der Kirche gelebt wurde. Liebe sie alle! Ich sage jedem, egal ob gut oder böse, dass ich ihn liebe und manche verschwinden dadurch. Ja die Liebe!
Ich sehe die Vereinigung von Mann und Frau plötzlich als etwas Heiliges, etwas hoch Spirituelles und beobachte, wie Mann und Frau eng umschlungen emporschweben. Sex ist ein heiliger Akt, den man nicht einfach mit jedem ausüben sollte. Das Heiligtum gehört geschützt. Aho!
Vertrauen – ich muss einen Vorschuss geben auch auf die Gefahr hin, enttäuscht zu werden. Aber steter Zweifel ruiniert einen.
Ich bin ein Roboter, eine Schlangengöttin, bin sehr oft eine Frau, die tanzt und ihren Körper rhythmisch bewegt. Ich sehe, wie wichtig die Rolle der Frau ist. Ihre Bewegung, ihre Sanftheit, Liebe als auch Erotik.
Dazwischen bin ich ein Kind, manchmal mit Behinderung. Es gibt kein Werten, wir machen Späße und lachen, egal ob mongoloid, einäugig oder körperlich intakt, wir Kinder kichern und haben Spaß. Das ist wichtig!
Ich sehe mich auch als Nicht-Mensch, Froschmensch, Reptil oder dann wieder Frau, die tanzt und sich dem Rhythmus hingibt.
Ich kann die Verbindung der Gruppe untereinander sehen, es sind Bahnen, manchmal einspurig in neongrün, manchmal dreispurig in Rot. Wir sind alle miteinander verbunden, die Connection steht.
Beim Nachlassen der Wirkung höre ich die Musik intensiver und muss mich dazu bewegen. Weiblichkeit und Erotik prägen meinen Tanz, gefolgt von Schreien und Heulen wie eine Wölfin. Gegen 3 Uhr morgens ist die Zeremonie im Groben beendet. Schweißgebadet aufgrund der Hitze im Raum und voller wunderschöner Visionen, geht es nach einer kleinen Stärkung ins Bett. Ich entscheide, mich in mein Einzelzimmer zurückzuziehen, wie einige andere auch. Ein Teil bleibt im Gemeinschaftsraum, im Zeremonien-Tempel.
Ab 8.30Uhr können wir in der Stille frühstücken. Heute Abend folgt dann die zweite Zeremonie. Ich werde mich hingeben. I surrender. Aho!
© Sylvia Eugenie Huber 2022-09-13
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